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Christentum in Westafrika


Schon kurz nach den ersten Missonierungen der europäischen Kirchen in Afrika entstanden zu des vorigen dieses Jahrhunderts unabhängige Kirchen. Diese wurden dann aber sehr schnell als "Sekten" bezeichnet. Diese richteten sich mit ihren Strömungen gegen die weisse Herrschaft und den Status der Minderwertigkeit der schwarzen Bevölkerung.


Heute zählt man ca. 10.000 von diesen unabhängigen Kirchen in Schwarzafrika, die alle aus dem Katholizismus und zumeist aus dem Protestantismus hervorgegangen sind. Zu Kolonialzeiten gab es fast keine eigene kirchliche Verantwortung der Schwarzafrikanischen Kirchen. Am Ziel der Errichtung einer eigenständigen afrikanischen Kirche wurde nur vereinzelt gearbeitet. 1923 gab es ganze 66 afrikanische Priester im gesamten tropischen Afrika.


Nach der Berliner Konferenz von 1884/85 wurde für alle Kirchen in Afrika Missionsfreiheit festgelegt. Traditionelle Stammesgrenzen der Afrikaner fanden bei den Grenzziehungen der Kolonialmächte bei Berliner Konferenz keine Berücksichtigung.


Anfänglich gelangen den Missionaren gewisse Bekehrungserfolge. Ein König und eine Königin liessen sich taufen. Ihr ältester Sohn, Don Alfonso genannt, schickte seinen eigenen Sohn, Don Henrique, und eine Anzahl junger Männer aus höherstehenden Familien nach Lissabon, um sie dort studieren zu lassen. Dom Alfonso bat um neue Missionare und schickte immer wieder junge Kongolesen zum Studium nach Portugal. 1518 wurde Dom Henrique auf Wunsch des Königs von Portugal zum Bischof geweiht. Der Bischoff erreichte aber wenig bei der Verbreitung des Christentums in Zentralafrika. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts war das Christentum im Kongogebiet aber schon wieder verschwunden.


Portugal hat versucht immer wieder versucht Missionsniederlassungen an der Westküste Afrikas zu errichten. Diese Missionierungsversuche scheiterten immer wieder. Einige Herrscher interessierten sich für das Evangelium, liessen sich auch taufen, aber ihre Nachfolger waren Anhänger einer Naturreligion und verhinderten eine weitere Verbreitung.


Die Afrikanischen Unabhängigen Kirchen (AIC) passen weder in ein evangelisch-lutherisch geprägtes Muster noch in ein katholisches Schema westlicher Missionarsmission. Viele dieser "afro-christlichen Kirchen" befassen sich mit spirituellen Heilungen. So gibt es heute in den einzelnen Diözesen regelmässige sogenannte "Heilungsgottesdienste" als Teil einer kirchlichen Veranstaltung. Dazu gehört auch der Exorzismus, der doch eher den traditionellen Heilungspraktiken entspricht.


In Küstenregionen des westlichen Afrika fand das Christentum erst sehr spät  seine Verbreitung. Unabhängige afrikanische Kirchen dieser Region verknüpfen christliche Merkmale oftmals mit Glaubensinhalten und Ritualen aus den traditionellen Religionen. Der Islam, in den ebenfalls oft Elemente aus den lokalen Glaubensrichtungen einflossen, stellt die wichtigste Religion im nördlichen und westlichen Afrika dar. In einigen Regionen, z. B. Guinea-Bissau und Liberia, haben die traditionellen Religionen weiterhin die grösste Anhängerschaft.


Heute findet das Christliche Leben in ländlichen Gebieten und kleinen Städten Westafrikas, meist in kleineren bis mittleren Kirchengemeinden statt. Gottesdienste werden daher sehr oft in kleinen Gebäuden mit Plastikbestuhlung und unter Wellblechdächern abgehalten. In einigen grösseren Städten sind je nach Land auch grössere Bauwerke zu Finden. Auch existieren noch einige Kirchen aus der Kolonialzeit.


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Mittelstädtische Kirche in Oumé (Côte d'Ivoire)


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"Notre Dame de la Paix"

Zwischen 1986 und 1989 wurde die Kathedrale unter der Leitung des Architekten Pierre Fakhoury, einem Ivorer libanesischer Herkunft erbaut.


Sie ist heute die grösste Kirche Afrikas.  Mit ihrer Kuppel und dem Kreuz ragt sie in Yamoussoukro 158 Meter empor. Als Baustoff wurde italienischer Marmor verwendet.


Die grossen Glasmosaikfenster wurden in Frankreich angefertigt und haben eine Fläche von insgesamt 7000 m². Am dem letzten Tag seiner 49ten Pastoralreise, der Papst besuchte mehrere Länder Afrikas (Tansania, Burundi, Ruanda, Côte d'Ivoire), weihte Papst Johannes Paul II am 10. September 1990 die Kirche auf den Namen "Notre Dame de la Paix" (Unsere liebe Frau des Friedens).

Basilika "Notre Dame de la Paix" in der Côte d'Ivoire


Der erste Präsident der Côte d'Ivoire, Félix Houphouët-Boigny ernannte im März 1983 seine Geburtsstadt Yamoussoukro zur neuen Hauptstadt des Landes. Unter seiner Federführung wurden dort in der Folgezeit mehrere grosse Bauvorhaben begonnen, unter anderem die Errichtung einer Basilika nach dem Vorbild des Petersdoms in Rom. Die Grundsteinlegung erfolgte am 10. August 1985. Nach nur drei Jahren und drei Monaten Bauzeit wurde die Kirche fertiggestellt.


Offiziell wurde das gesamte Bauvorhaben aus dem Privatvermögen von Houphouët-Boigny bezahlt und wird seither von den Zinsen eines Schweizer Sperrkontos unterhalten. Nach jahrelangem Warten wurde die Basilika am 10. September 1990 von Papst Johannes Paul II. im Rahmen einer Afrika-Reise der Heiligen Gottesmutter Maria geweiht.


Architekt dieser Kirche ist der gebürtige Libanese Pierre Fakhoury. Obwohl sich die sogenannte Basilika baulich am Petersdom von Rom orientiert, gibt es zum Original erhebliche Abweichungen, zumal Notre-Dame-de-la-Paix im Wesentlichen ein Zentralbau ist, während die Kirche in Rom eindeutig einem Longitudinalbau entspricht. Ferner ist die Kuppel etwas niedriger als beim Petersdom. Das darauf angebrachte Kreuz ist jedoch grösser, womit die Basilika eine Höhe von 158,1 m hat.


Mit rund 30.000 m² Grundfläche ist die Basilika von Notre-Dame de la Paix (abgesehen von der Kuppelhöhe) höher, länger und breiter als das Vorbild in Rom, die eine überbaute Fläche von 15.000 m² hat. Das eigentliche Kirchengebäude ist jedoch kleiner als der Petersdom und bietet etwa 7.000 Sitz- und 11.000 Stehplätze.


Die Basilika Notre-Dame de la Paix wurde aus italienischem Marmor erbaut. In Frankreich gefertigte Glasmosaikfenster zieren eine Fläche von 7.000 m².


Trotz ihres im Vergleich zu den Nachbarstaaten relativen Wohlstands ist die Côte d'Ivoire ein Entwicklungsland mit grossen sozialen Problemen, in dem der Katholizismus eine Minderheitsreligion ist. Daher kritisierten weltweit sowohl Menschenrechtsgruppen als auch viele Kirchenverbände die Zuwendungen für dieses Bauwerk, dessen Gesamtbaukosten sich angeblich auf umgerechnet 300 Millionen Euro belaufen haben. Nicht wenige sprachen von einer Verschwendungssucht des Präsidenten Houphouët-Boigny, da das Geld im Sozialhaushalt des hoch verschuldeten Staates wesentlich besser angelegt gewesen wäre.


Die Beteuerungen von Houphouët-Boigny, den gesamten Bau der Basilika mit seinem Privatvermögen bezahlt zu haben, änderten nichts an der Kontroverse über die Rechtfertigung eines solchen Projektes, sondern lassen im Gegenteil Fragen nach der Herkunft eines solch grossen Vermögens aufkommen.