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Westafrikanische Herrscher


Ewuare

Oba ("König") Ewuare (Ewuare der Grosse) war der bedeutendste Herrscher in der Geschichte des westafrikanischen Königreichs Benin. Der Name Ewuare (Oworuare) soll so viel  bedeuten wie "Die Unruhe ist vorüber/Der Krieg ist vorbei". Er bezieht sich darauf, dass unter Ewuares Herrschaft eine Epoche des Wiederaufbaus und des Friedens nach den kriegerischen Auseinandersetzungen innerhalb Benins von 1435 bis 1440 n. Chr. begann.

Ewuare herrschte von 1440 bis 1473, nach anderen Quellen bis 1480. Seine Regentschaft bezeichnet den Beginn einer Konsolidierung der Königsmacht. Durch seine Reformen wurden die Grundlagen dafür gelegt, dass sich das Königreich Benin im 15. und 16. Jahrhundert zu einem der führenden Staaten Westafrikas entwickelte. Ewuare hat die Grenzen Benins zudem erheblich erweitert und durch Wegebau die Infrastruktur des Reiches erheblich verbessert. Gegen Ende seiner Herrschaft kam Benin in Kontakt mit portugiesischen Händlern, was eine erhebliche Vermehrung seines Wohlstandes und die Einführung neuer Waffen wie etwa der Armbrust zur Folge hatte. Oba Ewuare wird als Begründer des igue-Festivals angesehen, das noch heute im nigerianischen Bundesstaat Edo, dem Kerngebiet Benins, gefeiert wird.



Al-Haddsch Omar

Omar Saidu Tall, genannt "El Hadj" oder "al-Haddsch", (* 1797 im Fouta Toro, † 1864) war ein muslimischer Mystiker, Feldherr und ein afrikanischer Reichsgründer.


Nachdem die europäische Kolonisierung bereits begonnen hatte, war El Hadj der letzte afrikanische Reichsgründer. Er stammte aus dem Volk der Tukulor, einem Teilstamm der Fulbe im Senegal. Nach einer Pilgerreise nach Mekka 1820 begann er als Prediger zu wirken, ohne jedoch besonderen Erfolg zu haben. In dieser Zeit wurde er jedoch zum Berater mehrerer westafrikanischer Herrscher.

1850 liess El Hadj im Quellgebiet des Niger die Festung Dinguiraye bauen. Ein Jahr später begann er einen Dschihad im Futa Toro, der ihn später in das Gebiet des heutigen Mali führte, wo er mehrere kleinere moslemische und heidnische Territorien eroberte und ein Reich errichtete. 1854 kam es zu ersten Kämpfen mit französischen Kolonialtruppen. Die Truppen von El Hadj', die über keine Artillerie verfügten, erlitten mehrere Niederlagen. 1857 wurden seine Truppen durch den französischen Gouverneur Louis Faidherbe geschlagen. Danach ging El Hadj weiteren Kämpfen mit den Franzosen im Senegal aus dem Weg und wandte sich nach Osten. 1861 nahm er zwar Segu ein, die Hauptstadt der Bambara, wurde von diesem Widerstand leistenden Volk 1864 empfindlich geschlagen. Kurz darauf wurde er ermordet.



Alfa Molloh

Alfa Molloh (auch: Alfa Molo; * 1820er Jahre als Molloh Egue in Jimara, † 1881) gründete im 19. Jahrhundert das Reich Fulladu.


Alfa Molloh, geboren als Molloh Egue im kleinen Reich Jimara am Gambia, war Angehöriger des Volkes der Fula. Später änderte er sein Namen nach Alfa Molloh. Ursprünglich ein Sklave, war er Elefantenjäger und führte in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Revolte der Migranten der Fula in Jimara gegen die Führung Mandinka. Gerüchten zufolge traf Alfa Molloh vor 1867 persönlich Al Hadj Omar Tall und trat der Tidschani-Bewegung bei. Er unterstützte El Hadj Oumar Tall bei der Belagerung von Kansala, der Hauptstadt des Königreiches Kaabu.



Aura Poku

Aura Poku war eine aschantische Prinzessin sowie Gründerin und erste Königin des Königreiches Baulé, das im 18. Jahrhundert in der zentralen Region der heutigen Republik Côte d'Ivoire entstanden war.


Im Jahre 1750 stirbt der Asantehene Osai Opoku Ware I. und im Zusammenhang mit der Thronfolge bricht in Asante ein Bürgerkrieg aus. Um die Fortsetzung seiner bisherigen Politik sicherzustellen, hatte noch zu Lebzeiten der verstorbene König seinen Bruder Aquassi (in anderen Quellen auch Daku, Darko o.ä.) zu seinem Nachfolger ernannt. Als Opoku 1750 gestorben war, ignorierten jedoch die Königsmacher von Asante den Anspruch des Aquassi und wählten an seiner Statt Kusi Obodum zum neuen Asantehene. Im Folgejahr 1751 berichten z.B. die Dänen aus Christiansborg, dass Kusi fest auf dem Thron etabliert worden sei und dass Aquassi, welcher Kusi seinen Anspruch streitig gemacht hatte, Selbstmord begangen habe und seine hauptsächlichsten Gefolgsleute hingerichtet worden seien. Der Bürgerkrieg in Asante war damit jedoch noch nicht beendet, denn Kusi Obodum war grob gesehen nur von einer gewissen Splittergruppe installiert worden.

Im Zuge der Nachfolgestreitigkeiten in Asante wurde auch einer der Neffen des verstorbenen Asantehene und Bruder der Prinzessin Aura Poku getötet. Aura Poku versammelte daraufhin ihre Gefolgsleute und die in ihrem Heimatgebiet wohnenden auswanderungswilligen Einwohner und verliess mit ihnen Asante in westlicher Richtung auf der Suche nach neuen Siedlungsplätzen. Man gelangte schliesslich in die zentrale Region der heutigen Côte d'Ivoire, wo man zwischen den Flüssen Nzi und Bandama erneut Siedlungsplätze fand. Hier gründete man das Königreich Baulé mit Warebo(in der Nähe von Bouaké) als Hauptstadt und Aura Poku als dessen erster Königin. Die Bevölkerung, die die Gegend besiedelte und bei der man Aufnahme gefunden hatte, war selbst zu grossen Teilen von den Guru im Westen und den Senufo im Norden verdrängt worden und die Aufnahme der Aschanti bedeutete eine willkommene Verstärkung der Militärkraft für die verdrängten Gruppen. Es heisst, man habe sich gegenseitig geheiratet. Gemäss der Legende hatte Aura Poku auf ihrem Zug am Comoé-Fluss ihren damals im Kindesalter befindlichen Sohn opfern müssen, damit sie und ihr Volk mit Erlaubnis der Flussgottheit ungehindert über den Fluss setzen und weiterziehen konnten. Die Nachricht über die neue Aschanti-Kolonie im Westen löste im Akan-Heimatland eine wahre Auswanderungswelle aus und viele zogen zu ihren Verwandten in die neue Heimat. Neben dem Königreich Baulé entstand im 18. Jahrhunderts auch Agni (Anyi) als ein weiterer Akan-Staat auf dem südwestlichen Territorium der heutigen Republik Côte d'Ivoire. Aura Poku stirbt ungefähr um 1760. Ihre Nachfolge als Königin von Baulé tritt ihre Nichte Akwa Boni an.



Sundiata Keïta

Sundiata Keïta oder Sunjata Keïta (Bedeutung: Löwen-König), auch Sogolon Djata (* um 1190 in Niani, Malireich, † um 1255/1260), war von ca. 1245 bis zu seinem Tod der erste Herrscher des Königreichs Mali. Er trat dem Islam bei und führte den Titel des Mansa, was etwa König der Könige bedeutet.


Sein Leben ist ausschliesslich aus der mündlichen Überlieferung der malischen Griots bekannt. "Sundiata" ist aber vielleicht identisch mit "Mari-Jata", der in den Schriften des arabischen Historikers Ibn Khaldun als Gründer des Königreichs Mali genannt wird. Ibn Khalduns Aufzeichnungen basierten auf mündlichen Nachrichten von Gewährsmännern der Region des späten 14. Jahrhunderts. Sundiata war Angehöriger der Ethnie der Mandinka. Drei seiner Söhne waren nacheinander seine Nachfolger: Mansa Wali Keïta (ca. 1260-1270), Ouati Keïta (ca. 1270-1274) und Khalifa Keïta (1274/1275). Einer seiner späteren Nachfahren ist Salif Keïta (Musiker).



Amadou dan Ténimoun

Amadou dan Ténimoun († 15. September 1899 in Guidan Roumji) war von 1893 bis 1899 Sultan von Zinder im heutigen Niger. Er ist auch als Amadou May Roumji (nach seinem Sterbeort) und als Amadou Kouran Daga ("Amadou die kämpfende Hyäne") bekannt. Eine alternative Schreibweise seines Namens ist Amadou dan Tanimoun.


Amadou dan Ténimoun war ein jüngerer Bruder des Sultans Sélimane dan Ténimoun. Nach dessen Tod 1893 wurde er von den Würdenträgern des Hofs zum neuen Sultan ernannt. Das Herrschaftsgebiet des Sultans von Zinder hiess Damagaram und gehörte zum Reich Bornu. Das Reich befand sich seit der Machtübernahme durch Rabih az-Zubayr im Bürgerkrieg, weshalb Amadou nicht auch von Bornu formell als Sultan eingesetzt werden konnte. Die frühere Herrscherdynastie von Bornu im Exil anerkannte Amadou und verlangte von ihm, sich offen gegen Rabih az-Zubayr zu stellen, was er jedoch vermied. Stattdessen setzte er die Eroberungspolitik seines Vorgängers Ténimoun dan Sélimane fort.

Während der sechsjährigen Herrschaft Amadou dan Ténimouns befand sich Damagaram ununterbrochen im Krieg. Der Sultan schlug zunächst Unabhängigkeitsbestrebungen im Gebiet östlich von Gouré nieder und wandte sich dann Machina, Nguru und Gumel, südlichen Provinzen Bornus im heutigen Nigeria, zu. Unter dem Kommando von Aboki, dem serki n'foulani (Fulbe-Anführer) von Zinder, wurde der Sultan von Machina gefangengenommen und die Provinz Machina Damagaram angeschlossen. Anschliessend eroberte Damagaram das Sultanat Nguru und setzte dort einen neuen, Damagaram untergeordneten Sultan ein. Die Belagerung von Gumel endete allerdings erfolglos.

Amadou richtete seine Machtbestrebungen nunmehr auf Gebiete ausserhalb Bornus. Die bis 1899 dauernden, verlustreichen Kämpfe gegen das Sultanat Kano und von dessen abhängige Gebiete brachten keine endgültige Entscheidung. 1897 brach Hauptmann Marius Gabriel Cazemajou Richtung Bornu auf, um mit Rabih az-Zubayr über dessen Respektierung der französischen Grenzen in West- und Äquatorialafrika zu verhandeln. Als sich Cazemajou im April 1898 Zinder näherte, sandte ihm Amadou zunächst die Botschaft, dass er lediglich die (Kolonial-) Herrschaft des Osmanischen Reichs, nicht jedoch Frankreichs über sein Sultanat akzeptieren würde, und lud ihn schliesslich nach Zinder ein. Amadou befürchtete eine gegen Zinder gerichtete Koalition zwischen Frankreich und Rabih az-Zubayr und war zudem von islamischen Klerikern beeinflusst, die einen neuen Kreuzzug erwarteten, und liess Cazemajou und seinen Übersetzer ermorden. Daraufhin setzte sich eine französische Militärexpedition in Bewegung und besiegte den Sultan am 29. Juli 1899 in der Schlacht bei Tirmini. Amadou ordnete die Evakuierung Zinders an und floh auf das Land. Am 16. September 1899 spürten ihn die französischen Truppen in Guidan Roumji auf und töteten ihn. Amadou dan Ténimouns von den Franzosen ausgewählter Nachfolger als Sultan von Zinder wurde Amadou dan Bassa.



Alfa Yaya von Labé

Alfa Yaya von Labé oder auch Alfa Yaya Diallo (* 1830, † 10. Oktober 1912 in Port-Étienne,  heute Nouadhibou, Mauretanien ist ein Nationalheld Guineas, der im 19. Jahrhundert in der Provinz Labé des Reiches von Fouta Djallon im heutigen Guinea herrschte.


1867/68 führte er die Armee der islamischen Fulbe im Rahmen des Dschihad der Fulbe, der weite Teile Westafrikas erfasst hatte, gegen das nichtislamische Reich von Kaabu an und besiegte die Truppen des Reiches von Kaabu in der Schlacht von Kansala 1868 endgültig. Das ehemalige Kaabu wurde daraufhin in zwei Provinzen unterteilt, Kaabu und Fulladu, die beide aber dem Reich von Fouta Djallon tributpflichtig blieben. Dieses Reich erstreckte sich über die gleichnamige heutige Region Fouta Djallon und darüber hinaus.

Alfa Yaya betrieb zu Beginn seiner Herrschaft eine profranzösische Politik mit dem Ziel, die Unabhängigkeit von Labé vom Almamy (Herrscher) von Fouta Djallon zu erreichen. Er unterzeichnete am 10. Februar 1897 eine Art Stillhalteabkommen mit den Franzosen, in dem sie ihn im Gegenzug als dauerhaften Herrscher und "König von Labé, Kadé und N'Gabou" anerkannten. Später eroberte er weitere Gebiete im Fouta Djallon.

Alfa Yayas Beziehungen zu Frankreich verschlechterten sich ab 1904, als Frankreich einen Teil seines Einflussbereiches an die Portugiesen abtrat. Eine geplante Revolte Alfa Yayas wurde verraten und er 1905 nach Dahomey, dem heutigen Benin, deportiert. Nach seiner Freilassung 1910 nahm er den Kampf erneut auf, wurde 1911 verhaftet und dieses Mal nach Port Etienne in Mauretanien deportiert, wo er 1912 starb. Guineas Gründerpräsident Sekou Touré stilisierte ihn ungeachtet seiner anfänglichen Kollaboration mit den Franzosen nach der Unabhängigkeit Guineas zum nationalen Widerstandshelden gegen die ehemalige Kolonialmacht.

1969 wurden seine sterblichen Überreste zeitgleich mit denen eines weiteren guineischen Nationalhelden, Samory Tourés, nach Guinea überführt. Nach Alfa Yaya von Labé ist mit dem Camp Alpha Yaya Diallo die größte Kaserne Guineas in der Hauptstadt Conakry benannt, die in der jüngeren Geschichte Guineas unrühmliche Bekanntheit als Ausgangspunkt eines Massakers erlangte. Auch die Nationalhymne Guineas, Liberté, und die 2-Sylis-Münze von 1971 sind Alfa Yaha gewidmet.



Abubakari II.

Abubakari II. (eigentlich: Abu Bakr) ist der Name eines quellenmässig nicht greifbaren Königs des Mali-Reiches in Westafrika. Er soll um 1310 regiert und dann abgedankt haben, um eine Expedition über den Atlantik anzuführen. Sein Bruder oder Sohn soll der in der afrikanischen Geschichte bekannte Mansa Musa gewesen sein, der durch seine Pilgerfahrt nach Mekka im Jahre 1324 berühmt wurde. Die Existenz Abubakaris II. wird zwischenzeitlich von den führenden Afrikahistorikern bestritten, während er im Geschichtsbild amerikanischer Afrozentristen zum Kristallisationspunkt für einen kompletten Mythos geworden ist. Nach ihrer Ansicht hat er fast 200 Jahre vor Kolumbus Amerika erreicht und dort die afrikanische Kultur, oder nach alternativer Lesart, den Islam unter den Ureinwohnern verbreitet.


Die am meisten zitierte Quelle über den angeblichen König Abubakari findet sich in der Chronik des nach Ägypten übergesiedelten Syrers al-Umar (1300/01-1349). Er konnte etwa 25 Jahre nach Mansa Musas Besuch Personen befragen, die mit dem Herrscher von Mali gesprochen hatten. Der Gouverneur von Kairo, Ibn Amr Hajib, hatte Mansa Musa gefragt, wie er zum König von Mali geworden sei. Darauf erzählte der Herrscher:


Wir stammen aus einer Familie, in der die Herrscherwürde erblich ist. Nun dachte mein Vorgänger in der Herrschaft, es sei nicht unmöglich, sich vom Vorhandensein eines Gegenufers im Meer al-Muhit (Atlantischer Ozean) zu überzeugen. Besessen von diesem Gedanken und besellt von dem Wunsche, seine Richtigkeit nachzuweisen, liess er einige hundert Fahrzeuge ausrüsten, bemannte sie und gab ihnen ebenso viele andere mit, die mit Gold, Mund- und Wasservorräten in solcher Fülle ausgestattet waren, dass sie einem mehrjährigen Bedürfnis der Mannschaft zu genügen vermochten. Bei der Ausfahrt richtete er an die Kommandanten folgende Ansprache: "Kommt nicht eher zurück, ehe ihr nicht die äusserste Grenze des Ozeans erreicht habt oder ehe eure Lebensmittel und eure Wasservorräte erschöpft sind.


Sie fuhren ab und blieben lange abwesend; er verging eine geraume Zeit, ohne dass jemand zurückkehrte. Endlich fand sich ein einzelnes Fahrzeug wieder ein. Wir befragten den Führer dieses Fahrzeugs, was geschehen sei. Er antwortete: "Fürst, wir sind lange gefahren bis zu einem Augenblick, da wir auf offener See eine heftige Strömung, wie einen Fluss, antrafen. Ich fuhr hinter der anderen Flotte her. Alle Fahrzeuge vor mir setzten ihre Fahrt fort, aber sobald eines von ihnen an diese Stelle kam, verschwanden sie, ohne dass wir erfahren konnten, was aus ihm geworden ist. Ich selbst wollte mich nicht in das Abenteuer dieses Strudels stürzen und kehrte deshalb um."


Der Sultan wollte dem Bericht keinen Glauben schenken und missbilligte das Verhalten. Er liess darauf 2000 Schiffe ( … ausrüsten, von denen die Hälfte für ihn gedacht war und die Männer in seiner … ) Begleitung, die andere für den Transport der Vorräte und des Trinkwasser bestimmt war. Er vertraute mir die Regierung an und fuhr mit seinen Begleitern auf dem Meer al-Muhit ab. Wir haben ihn und die andern bei dieser Gelegenheit zum letzten Mal gesehen. Ich blieb unbeschränkter Herrscher des Reiches.


Auffällig ist, dass diese aus zweiter oder dritter Hand überlieferte Anekdote keinen Namen nennt und auch nicht erklärt, in welchem Verwandtschaftsverhältnis dieser Herrscher zu Mansa Musa gestanden haben soll. Ebenso wenig erfährt man Einzelheiten über den Hafen oder die Region, von wo aus die Flotten in See stachen. Andererseits erscheinen die Zahlen bezüglich der Schiffe sehr unwahrscheinlich, sofern sie nicht eher metaphorisch im Sinne von "sehr, sehr viele" zu verstehen sind. Festzuhalten bleibt, dass mit keinem Wort die Suche nach einer fernen Welt am anderen Ende des Ozeans die Rede ist und alle Einzelheiten, die von amerikanischen und afrikanischen Historikern und Schriftstellern genannt werden, sich nicht aus dieser kurzen Darstellung herleiten lassen.


Während einer der führenden Kenner der mittelalterlichen Geschichte von Senegambien, Raymond Mauny, bestreitet, dass die Westafrikaner zu Beginn des 14. Jahrhunderts über die technischen und logistischen Voraussetzungen zu einer Atlantikfahrt verfügt hätten, möchten Jean Devisse und Sa'ad Labib nicht ausschliessen, dass zumindest der Versuch unternommen worden ist. Allerdings sind sie skeptisch bezüglich des Erfolgs. Wenn es den malischen Schiffen tatsächlich geglückt sein sollte, einen der Meeresströme, die in Richtung Karibik fliessen, zu nutzen, hätten sie möglicherweise bis nach Amerika gelangen können, aber die Rückfahrt wäre ihnen verwehrt geblieben. Die Küste Brasiliens, wie beispielsweise Gaoussou Diawara behauptet, hätten sie allerdings nicht erreichen können, und die Einfahrt in den Amazonas wäre ihnen wegen der zum Meer hin gerichteten Strömung unmöglich gewesen. Es ist auch zu beachten, dass der überlebende Kapitän ausdrücklich berichtet haben soll, die anderen Schiffe seien von einem Strudel verschluckt worden. Dies lässt weniger auf eine in Richtung Westen abgehende Meeresströmung schliessen, sondern erinnert eher an den mittelalterlichen Mythos vom Schiffe verschlingenden Abyss.


Die von al-Umar überlieferte Geschichte wird von keiner anderen Quelle bestätigt, auch nicht in den ansonsten sehr detailreichen Chroniken von Timbuktu (Tarikh al-Fettash und Tarikh al-Sudan). Ein so grosses Unternehmen wie die Ausrüstung von 2.000 Schiffen hätte im ganzen islamischen Raum bekannt werden müssen, insbesondere in Ägypten, das bereits vor der Herrschaft von Mansa Musas über gute Beziehungen zu Mali verfügte. Auch der stets bestens informierte Ibn Khald Man weiss nichts über diese Expedition zu berichten. Allerdings waren im 13. Jahrhundert offenbar bereits ähnliche Geschichten von Herrschern, die das Schicksal herauszufordern gedachten, in verschiedenen Teilen des Orients im Umlauf, so dass wir auch annehmen können, dass al-Umar Elemente dieser Wandersage nutzte, um seinen Bericht glaubhaft erscheinen zu lassen.


Ungeachtet der Tatsache, dass die Existenz eines Herrschers Abubakari II. von der etablierten Fachwissenschaft bestritten wird, erklären die führenden Vertreter der als "Afrozentrismus" bekannten Geschichts-forschung (Molefi Kente Asante, John G. Jackson, Ivan Van Sertima), dass der König eine historisch nachweisbare Person sei und Amerika fast 200 Jahre vor Kolumbus erreicht habe. Die Afrozentristen erklären, dass eine Leugnung der Existenz Abubakaris und seiner Entdeckerleistung einer Leugnung der Grösse der afrikanischen Geschichte gleich komme und den Tatbestand des "white racialism" erfülle. Kritiker werfen den Afrozentristen wiederum manipulativen Umgang mit Quellen, Fakten und Daten und die Benutzung z. T. dubioser Literatur sowie Dogmatismus und die Schaffung eines unhistorischen Mythos vor, der nicht der Erforschung der historischen Wahrheit, sondern der Pflege von afro-amerikanischem Selbstbewusstsein diene.


Erstmals wurde die These, ein afrikanischer bzw. muslimischer Herrscher habe im frühen 14. Jahrhundert Amerika erreicht, wurde von dem ägyptischen Historiker Ahmed Zéki Pasha, dem ersten neuzeitlichen Herausgeber der Schriften al-Umars, im Jahre 1920 aufgestellt, wobei der Verfasser die Bedeutung der arabischen Nautik bei diesem Unternehmen betonte. Der deutsche Überseehistoriker Egmont Zechlin wollte die Möglichkeit nicht ausschliessen, dass eine arabisch-malische Flotte Amerika erreicht haben könnte. Sein auf mittelalterliche Entdeckungsfahrten spezialisierter Kollege Richard Hennig unterzog den Bericht von al-Umar einer genaueren Untersuchung und kam zu dem Schluss, dass die Expedition des Herrschers von Mali, sofern sie tatsächlich stattgefunden habe, zum Scheitern verurteilt gewesen sei. Zuletzt hat sich der türkische Wissenschaftshistoriker Fuat Sezgin mit der Frage befasst und glaubt angesichts der "kartographischen Leistungen" und der erstaunlich hohen Entwicklung der Nautik im arabisch-islamischen Kulturkreis" sagen zu können, dass "muslimische Seefahrer" "etwa seit Beginn des 9./15. Jahrhunderts das grosse ozeanische Festland nicht nur erreicht haben, sondern sogar begonnen haben es zu kartieren." Auch seiner Ansicht nach handelte es sich um arabische und nicht um schwarzafrikanische Entdeckungsreisende.


Offenbar ohne Kenntnis des Berichts bei al-Umar stellte Leo Wiener (1862-1939) zwischen 1920 und 1923 in einem umfangreichen und ausführlich dokumentierten Werk die These auf, dass Amerika in vorkolumbischer Zeit von den westafrikanischen Mande aus kolonisiert worden sei. Wiener stützte sich vornehmlich auf tatsächliche oder scheinbare Ähnlichkeiten zwischen indianischen und afrikanischen Sprachen, aber auch auf das Vorkommen von Pflanzen, die beiderseits des Atlantik anzutreffen waren und nach Wieners Ansicht aus Afrika in die Karibik eingeführt worden waren. U. a. versuchte er nachzuweisen, dass das Tabakrauchen seinen Ursprung in Afrika habe, was von der Mehrheit der Völkerkundler als unzutreffend zurückgewiesen wurde. Die Kritiken der überwiegend weissen Wissenschaftler waren mehrheitlich ablehnend, während ein afro-amerikanischer Rezensent die Ergebnisse als äusserst wichtig für die Neudeutung der Geschichte bezeichnete und aus Wieners Buch ableitete, dass die Mandingo die präkolumbischen Kulturen zumindest radikal umgestaltet, wenn nicht sogar überhaupt erst geschaffen hätten.


Der malische Dramatiker Diawara ist der Ansicht, dass Abubakaris Flotte vom Gambia aus den Atlantik überquerte und das brasilianische Küstengebiet bei Recife erreichten und es Pernambuco nannten, zur Erinnerung an die beiden goldreichsten Gebiete im Mali-Reich Buré und Bambuk. Der guineische Historiker Madina Ly-Tall räumt ein, dass unter dem Vorgänger von Mansa Musa möglicherweise ein "fruitless attempt to sail the Atlantic" unternommen wurde, aber er betont, dass die senegambischen Provinzen des Mali-Reiches und der Ozean einschliesslich der Flussmündungen als Kommunikationswege keine Rolle spielten. Erst mit der Ankunft der Portugiesen habe sich dies geändert.


Afrozentristische Autoren wie Ivan Van Sertima und Mark Hyman verweisen häufig darauf, dass selbst Kolumbus berichtet habe, ihm sind mehrfach Berichte über Schwarze in der Karibik zugetragen worden, wobei zu berücksichtigen ist, dass Kolumbus und seine Zeitgenossen die Hautfarbe der Indianer meistens mit derjenigen der "moros" verglichen. Damit waren jedoch die Bewohner Nordafrikas gemeint. Übersehen wird auch, dass Kolumbus unmissverständlich erklärte, er habe in den von ihm "entdeckten" Ländern keine "Schwarzen wie in Guinea" angetroffen. Die spanischen Chronisten Francisco López de Gómara und Pedro Martir d'Anghiera, die selber niemals in Amerika waren, vermerkten in ihren Werken über die Erforschung und Eroberung der Neuen Welt, dass Konquistadoren wie Vasco Núñez de Balboa im heutigen Panama nicht nur vereinzelte Schwarze gesehen haben. Sie schrieben von ganzen Siedlungen, in denen angeblich ausschliesslich "negros" gelebt haben. Es handelt sich aber um Schilderungen aus zweiter Hand, auch wenn sie von Van Sertima und anderen wie zuverlässige Augenzeugenberichte behandelt werden.


Seit den 1950er Jahren verficht der Archäologe Mervyn D. W. Jeffreys die These, die Mandingo-Seefahrer hätten bereits im frühen 14. Jahrhundert den Mais aus Amerika nach Westafrika gebracht. Als Beweis verweist er hierbei auf afrikanische Mythen und Abbildungen auf Keramiken, die er als mittelalterlich klassifiziert, und behauptet, dass sich der Mais als Grundnahrungsmittel in der frühen Neuzeit nicht so rasch hätte verbreiten können, wenn er erst durch die Europäer nach 1500 in Westafrika eingeführt worden wäre. Seine Kritiker erklären, dass die linguistischen Belege, die er aufführe, nicht stichhaltig sei und er nicht beweisen könne, ob im Einzelfall Mais oder Sorghum gemeint ist.


Seit Mitte der 1990er Jahre ist eine Akzentverschiebung bei der Einschätzung der Entdeckerleistung Abubakaris zu beobachten. Hatten Afrozentristen bislang die Beeinflussung der autochthonen Kulturen Altamerikas durch schwarzafrikanische Seefahrer unterstrichen, so betonen nun Amerikaner mit muslimischem Hintergrund den primär islamischen Charakter der Entdeckung. Zwar wird eingeräumt, dass der Kontinent von den Mande entdeckt und zivilisiert worden sei, doch wird der Schwerpunkt auf die These gelegt, dass die Indianer in erster Linie zum Islam bekehrt worden seien. Urheber scheint der aus dem Libanon stammende und in Kanada arbeitende Physiker und Muslimfunktionär Dr. Youssef Mroueh zu sein. Als Beleg für seine ansonsten nirgends belegte Behauptung erklärt er, Kolumbus habe 1492 auf Kuba sogar eine Moschee gesichtet. Mrouehs Behauptung ist völlig aus der Luft gegriffen.


Die These, dass Amerika vor Ankunft der Spanier bereits weitgehend islamisch gewesen sei, wird von Autoren wie Mroueh mit der Behauptung untermauert, ganze Indianerstämme (Cherokee, Blackfoot) hätten maurische Tracht getragen, sich arabische Namen gegeben und Orte mit eindeutig islamischen Namen gegründet (z. B. Tallahassee = "Gott wird dich in der Zukunft erlösen"!), zahlreiche kufische Inschriften hinterlassen und sogar ein Netzwerk von Koranschulen und islamischen Universitäten (z. B. in Arizona und New Mexico) betrieben, die aber später, vermutlich von den europäischen Eroberern, zerstört worden seien. Insbesondere die Cherokee sollen bis ins 19. Jahrhundert Muslime gewesen sein, eigene Imame gehabt und regelrechte Pilgerfahrten im Stile der Haddsch durchgeführt haben. Teilweise ist von einem "islamischen Erbe" (Muslim legacy) Amerikas die Rede, ohne dass deutlich wird, welchen Zweck diese Formulierung erfüllt. Während die These von der präkolumbischen Islamisierung der amerikanischen Ureinwohner bei den Organisationen der "Native Americans" (Indianer) auf zunehmenden Widerstand stösst, wird sie in muslimischen Kreisen zustimmend akzeptiert und auf entsprechenden Webforen zustimmend diskutiert. Hier werden auch die diesbezüglichen Texte, etwa von Mroueh und Pimienta-Bey, vorgestellt oder verlinkt. Die "World Federation of Muslim Mission (The Minaret)" greift die Behauptungen Mrouehs unkritisch auf und leitet aus den angeblichen Forschungsergebnissen ab, dass der amerikanische Kontinent ursprünglich islamisiert gewesen sei und jeder Muslim deshalb die Verpflichtung habe, durch sein Engagement beim Bekehrungswerk (dawah) diesen Zustand wieder herzustellen.

   

Mansa Musas auf einer Karte des Katalanischen Weltatlas von 1375. In der Hand hält er einen Goldklumpen.

Mansa Musa

Kankan Mansa Musa I. († 1337) war von 1312 bis 1337 König von Mali. Unter seiner Regentschaft erreichte das Land seine Blüte, und Timbuktu wurde eine der bedeutendsten Städte Afrikas.


Mansa Musa galt als der "reichste Mann seiner Zeit". Legendär wurde seine Pilgerfahrt nach Mekka 1324/25. Der sagenhaft reiche König gab auf der Reise so viel Gold aus, dass es in Ägypten den Wert des auf Gold basierenden ägyptischen Dinars auf Jahre hinaus ruinierte. Er selbst spürte dies auf seiner Rückreise. Da sein Gold nicht mehr den ursprünglichen Wert besass, musste er sich von einem Kaufmann Geld leihen. Er starb 1337, sein Nachfolger wurde Mansa Magha.

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Samory Touré

Almami Samory Touré (* um 1830; † 2. Juni 1900) war ein muslimischer Herrscher und Militärführer in Westafrika. Touré entstammte dem Touré-Clan aus dem Volk der Malinke der Beyla-Region. Zunächst kämpfte er als Soldat für einen Stammesführer, setzte sich dann aber selbst an die Spitze eines Stamms und baute um 1870 eine Armee auf, die das Gebiet zwischen Fouta Djallon im Westen und dem Land der Aschanti im Osten kontrollierte. Touré nannte sich "Almamy", machte den Islam zur ideologischen Grundlage seines Reiches, baute ein funktionierendes Steuer- und Gerichtssystem auf. Von Sierra Leone aus wurde er durch die Briten mit modernen Waffen versorgt.

Den von der Küste vordringenden Franzosen begegnete Touré von seiner Hauptstadt Bissandougou aus zunächst mit Diplomatie. In der Zeit von 1880 bis 1893 kam es dann aber zu langwierigen und erbitterten Kämpfen um das Hinterland von Guinea, das die Franzosen kolonisieren wollten. Die Kriege dauerten 13 Jahre, wobei Touré zusätzlich auf innere Widerstände von Seiten der nicht-muslimischen Bevölkerung angesichts seiner Islamisierungspolitik stiess, die 1888 zu einem Volksaufstand führten. 1887 belagerte Samory mit 12.000 Mann Sikasso, Hauptstadt von Kenedugu, musste aber wieder abziehen. 1887 war Frankreich gezwungen, die Eroberung seines Protektorats durch Touré in einem Vertrag anzuerkennen. Bei der Vertragsunterzeichnung bezeichnete der verhandlungsführende französische Offizier sein Gegenüber als "Bonaparte des Sudan".

Die weiteren östlichen Eroberungen Tourés führten ab 1892 zu erneuten Kämpfen mit Frankreich. Nachdem es Frankreich gelungen war, ganz Guinea unter Kontrolle zu bekommen, zog sich Touré zunächst über Odienné nach Osten zurück, geriet aber 1898 dennoch in französische Gefangenschaft und wurde nach einem Selbstmordversuch auf eine kleine Insel im Ogowe-Fluss bei Lambaréné (Gabun) deportiert. Dort starb er zwei Jahre später an einer Lungenentzündung.

Sein Ur-Enkel, Ahmed Sékou Touré, wurde 1958 erster Präsident des unabhängigen Guinea und konnte auf der Clan-Tradition des antifranzösischen Widerstandes aufbauen. Er liess die sterblichen Überreste seines Urgrossvaters zum Staatsbegräbnis nach Conakry, der Hauptstadt Guineas, überführen. Ausserdem liess er ihm im Jahr 1970 auf dem staatseigenen Syliphone-Label mit der LP Régard Sur Le Passé des Bembeya Jazz National-Orchesters ein musikalisches Denkmal setzen.

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Samory Touré

Oumar Tall

Oumar Tall stammte aus dem Volk der Tukulor, einem Teilstamm der Fulbe im Senegal. Nach einer Pilgerreise nach Mekka 1820 begann er als Prediger zu wirken, ohne jedoch besonderen Erfolg zu haben. In dieser Zeit wurde er jedoch zum Berater mehrerer westafrikanischer Herrscher. 1845 verfasste er in Jegunko im Futa Jalon sein arabisches Werk "Speere der Gottespartei gegen die Kehlen der Teufelspartei", ein Handbuch zur Durchführung religiöser Übungen. Mit diesem Werk und einer Anzahl kleinerer Traktate nahm er grossen Einfluss auf das Denken vieler Intellektueller Westafrikas.

1850 liess El Hadj im Quellgebiet des Niger die Festung Dinguiraye bauen. Dort brachte er auch seine Ehefrauen und zahlreichen Konkubinen unter. Ein Jahr später begann er einen Dschihad im Fouta Toro, der ihn später in das Gebiet des heutigen Mali führte, wo er mehrere kleinere muslimische und heidnische Territorien eroberte und ein Reich errichtete. 1855 liess Oumar die "christliche" Handelsware von muslimischen Händlern aus Saint-Louis konfiszieren. Er warnte in Schriften vor der Loyalität (muwālāt) gegenüber Christen.

Schon 1854 kam es zu ersten Kämpfen mit französischen Kolonialtruppen. Die Truppen von El Hadj', die über keine Artillerie verfügten, erlitten mehrere Niederlagen. 1857 wurden seine Truppen durch den französischen Gouverneur Louis Faidherbe geschlagen. Danach ging El Hadj weiteren Kämpfen mit den Franzosen im Senegal aus dem Weg und wandte sich nach Osten. 1861 nahm er Ségou, die Hauptstadt der Bambara, ein und verlegte seinen Harem dorthin. 1864 wurde er jedoch von den Bambara empfindlich geschlagen und kurz darauf ermordet.

Nach Oumars Tod folgte ihm sein Sohn Amadou Schechu auf dem Thron nach. Er herrschte von Ségou aus und setzte in Nioro du Sahel und Dinguiraye Brüder als Statthalter ein. Kämpfe mit diesen Statthaltern beanspruchten viel von seiner Aufmerksamkeit. Sein Bruder Agibou, der in Dinguiraye herrschte, akzeptierte 1887 ein französisches Protektorat und 1891 die Errichtung einer französischen Garnison.

Amadou Schechou hielt dagegen an seinem anti-französischen Kurs fest, doch nahm 1890 und 1891 der französische Kommandant Louis Archinard seine beiden Städte Ségou und Nioro ein und vertrieb die aus dem Fouta Toro eingewanderten

Bandiagara, die letzte Festung Amadou Schechous fiel 1893. Während Archinard Agibou als neuen "König von Massina" inthronisierte, vollzogen Amadou und seine Anhänger die Hidschra in die noch unter muslimischer Herrschaft stehenden Gebiete bei Niamey. Einige kehrten 1894/95 nach Bandiagara zurück und arrangierten sich mit der französischen Kolonialmacht, andere wanderten 1897 ins Hausaland aus. Amadou starb im gleichen Jahr nahe Sokoto, der Hauptstadt des noch unabhängigen Sokoto-Kalifats, in der Nähe des Wohnhauses seiner Mutter.

Ihrem Verbündeten Agibou liessen die Franzosen nur wenig Autonomie, 1902 wurde er zu einem simplen Oberhaupt von Bandiagara herabgestuft. Zum wichtigsten Anführer der Oumarianer nach der Jahrhundertwende wurde Alfa Haschimi (ca. 1866–1939), ein Cousin von Amadou Schechou. Er wanderte nach der britischen Besetzung des Hausalands 1904/05 nach Medina aus. Sein dortiges Wohnheim wurde zu einem wichtigen Anlaufpunkt für westafrikanische Pilger.

Andere wichtige Anführer der Oumarianer um die Jahrhundertwende waren Muntagou Amadou, ein Sohn Amadou Schechous, der sich nach dem Fall von Ségou 1890 Samory Touré angeschlossen hatte und 1905 nach Ségou zurückkehrte, sowie Murtada Tall, ein Sohn Oumar Talls, der lange in Nioro du Sahel gelebt hatte, und 1906 dahin zurückkehren durfte. Er vollzog 1910/11 mit französischer Zustimmung die Wallfahrt nach Mekka und half den Franzosen während des Ersten Weltkriegs bei der Rekrutierung von Soldaten. Bei den Oumarianischen Rückkehrern im Fouta Toro war die führende Figur der Rechtsgelehrte Amadou Muchtār Sacho (1860er-1934), der 1905 von Xavier Coppolani zum Qādī des neuen tribunal noir ernannt wurde. Er entwickelte enge Beziehungen zu Henry Gaden (1867–1939), dem späteren Generalstatthalter von Mauretanien.

Seydou Nourou Tall, ein Enkel Oumar Talls, stellte sich in den 1930er Jahren in den Dienst der französischen Kolonialregierung und reiste in ihrem Auftrag durch die verschiedenen Gebiete Französisch-Westafrikas, um bei der Bevölkerung für die französische Kolonialpolitik zu werben. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er intensiv mit dem Vichy-Regime zusammen.