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Klimaveränderung und Migration in Westafrika


Westafrika besteht aus verschiedenen Ökosystemen, von eher tropisch-feuchten Gebieten im Süden bis hin zu trockenen Zonen im Norden. Während Klimawandelvorhersagen bezüglich der saisonalen bzw. jährlichen Niederschläge unsicher sind, wird die vorhergesagte Zunahme der Niederschlagsheftigkeit, die die ohnehin schon starken Klimaschwankungen in der Region überlagern, wahrscheinlich zu häufigeren Dürren und Überschwemmungen führen. Wassermangel und Bodendegradation beeinträchtigen weite Teile der Sahelzone, einer Region südlich der Sahara und nördlich der humiden Gebiete des Kontinents. Die Sahelzone erstreckt sich vom Westen nach Osten über neun Länder von Mauretanien und Senegal bis in den Sudan. In dem Gebiet von Westafrika gab es zwei Dürren, die zu den schlimmsten gehören die je verzeichnet wurden. Eine lange Dürre von 1968 bis 1974, und eine etwas weniger starke von 1982 bis 1984.


Während der ersten Dürre starben mehr als 100.000 Menschen, die meisten davon waren Kinder. Bis 1974 hingen mehr als 750.000 Menschen in Mali, Niger und Mauretanien vollständig von Lebensmittelhilfen ab. Man vermutet, dass diese Dürren und die sich daraus ergebende Bodendegradation zum Teil auf die Erwärmung der tropischen Meere zurückzuführen sind, was selbst wiederum wohl durch den vom Menschen verursachten Klimawandel angetrieben worden ist. Solche Umweltbelastungen können in Zukunft mit dem Klimawandel weiter steigen. Vierundvierzig Prozent der Bevölkerung Westafrikas arbeiten in der Landwirtschaft, die meisten von ihnen bestreiten davon ihren Lebensunterhalt. Trotz der starken Abhängigkeit von der Landwirtschaft in dieser von Klimaschwankungen geprägten Region gehören die unter künstlicher Bewässerung stehenden Gebiete flächenmässig zu den kleinsten der Welt.


So waren zum Beispiel im Senegal im Jahr 2005 nur 67.000 der 8,8 Millionen ha Land künstlich bewässert, was weniger als einem Prozent entspricht. Zwar "grünt" die Sahelzone seit der Dürre Mitte der 80er Jahre, doch die Bevölkerungswachstumsrate ist mit 2,6 Prozent immer noch die zweithöchste der Welt (nach Zentralafrika). Dieses Bevölkerungswachstum könnte in Verbindung mit den Klimaentwicklungen und der Bodendegradation folgende Konsequenzen haben:


- Geringe Pro-Kopf-Produktion in der Landwirtschaft mit der Viehzucht

- Brennholzknappheit

- weniger Niederschläge in einigen Gebieten

- negative Folgen für Regen und  von Bewässerung nötige Landwirtschaft

- Nahrungsmittelknappheit und Hungersnöte in Dürrejahren

- Migration in städtische Gebiete oder fruchtbarere Ackerbaugebiete


Jeder Ort hat seine speziellen Eigenheiten, doch Migration und Belastungen für Wasser und Land sind der gemeinsame Nenner. Ein grosser Anteil der Umweltflüchtlinge wird durch die Bodendegradation und die Dürre in der Sahelzone vertrieben, obwohl die dürrebedingte Migration oft nur vorübergehender Natur ist. Grundsätzlich gibt es grosse Migrationsbewegungen in die küstennahen und die städtischen Ballungsgebiete sowie in die Küstenstaaten.

 

Aus einer Studie über die Auswirkungen des Klimawandels auf Trockengebiete in Westafrika geht hervor, dass sich die durch abnehmende Niederschläge, Bodendegradation und Gewalt verschlechternde Situation in den trockenen und halbtrockenen Gebieten im Senegal, in Mali, Burkina Faso und Niger zwischen 1960 und 2000 zu einer schnellen inländischen Migration Richtung Süden und zum Anschwellen grosser Städte wie Dakar, Bamako, Ouagadougou, Niamey und Kano führte. Schätzungen für Burkina Faso gehen davon aus, dass nahezu die Hälfte der dort geborenen Erwachsenen zumindest für einen Teil des Jahres in Küstenstaaten wie die Elfenbeinküste und Ghana gehen.


Normalerweise war das Viehhirtentum ein wichtiger Mechanismus zum Ausgleich der Klimaschwankungen, da Viehhirten mit ihrer Herde dem Regen folgen können. Oft entstanden symbiotische Beziehungen zwischen Hirt und Landwirt. Die Landwirte bekamen den Viehdung zur Düngung ihrer Felder und liessen die Tiere dafür auf ihren Stoppelfeldern grasen. Da die Sahelzone jedoch immer dichter besiedelt ist, kommt es zwischen Viehhirten und sesshaften Bauern zu immer schwereren Konflikten um die Boden- und Wasserressourcen. Im Senegal haben Feldforschungen gezeigt, dass die Veränderungen in der Umwelt die auf Landwirtschaft beruhenden Lebensgrundlagen negativ beeinträchtigen und über verschiedene Mechanismen zur Migration beitragen.

 

In Gebieten, in denen künstlich bewässerte Landwirtschaft möglich ist, hoffen die Bauern, die nahe des Flusses Senegal leben, dass ihre Art zu leben weiterhin möglich sein wird und deswegen haben sich nicht vor, in Zukunft zu migrieren. Doch in vor allem vom Erdnuss-Anbau geprägten Gebieten, wo die Bodendegradation schwerwiegend ist, sagten die Befragten, dass sie weggehen wollen, falls sich die Situation der Landwirtschaft als Lebensgrundlage nicht verbessert. Die meisten bereits migrierten Menschen sagen, sie würden wieder nach Hause zurückkehren, wenn sich die Situation der Landwirtschaft als Lebensgrundlage verbessert.

Im Senegal beobachten Experten eine steigende Zahl von Menschen, die wegen der Weltwirtschaftskrise wieder zurück aufs Land gehen. Dieser Mechanismus zur Bewältigung der Situation stösst jedoch auf Gegendruck, da die Gebiete, in die die Menschen zurückkehren, in vielen Fällen bereits degradiert sind. Die Konflikte über den Zugang zu Land scheinen zuzunehmen.


Der Trend geht nicht dahin, nach der Migration wieder nach Hause zurückzukehren, sondern vielmehr genau in die entgegengesetzte Richtung. Die Menschen migrieren zunehmend Schritt für Schritt auf der Suche nach einer Umwelt, von der sie leben können. Im Rahmen einer anderen Studie in Burkina Faso haben Forscher herausgefunden, dass Menschen aus trockeneren Regionen im Vergleich zu Menschen aus feuchteren Regionen eher vorübergehend und nicht so häufig dauerhaft in andere ländliche Gebiete migrieren (Land-Land-Migration). Niederschlagsknappheit erhöht die Land-Land-Migration und verringert die Migration ins Ausland. Während der Dürreperioden konnte kein Andrang auf die Städte beobachtet werden. Studien in anderen Gebieten belegen diese Erkenntnis und legen nahe, dass die Umweltbedingungen eine sehr viel direktere Rolle in der kurzfristigen als in der langfristigen Migration spielen. Und wenn Umweltveränderungen das Zuhause unbewohnbar machen, kann sich die kurzfristige Migration weiter ausbreiten.



Wissenschaftler untersuchen Anpassungstrategien für Kleinbauern


Ändert sich das Klima in Westafrika und wie wirkt sich dies auf die Lebensgrundlagen der Bevölkerung aus? Können insbesondere Kleinbauern unter veränderten Umweltbedingungen auf neue Formen der Pflanzenproduktion vorbereitet werden? Das untersuchen Wissenschaftler der Universitäten Göttingen und Frankfurt sowie des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung in Garmisch-Partenkirchen gemeinsam mit Kollegen aus Ouagadougou (Burkina Faso). Sie forschen in dem Projekt "Anpassung der Landnutzung an den Klimawandel in der Sub-Sahara-Region" (ALUCCSA).


Das Verbundvorhaben mit einem Fördervolumen von 1,2 Millionen Euro ist am Tropenzentrum der Georgia Augusta angesiedelt. Die dreijährigen Arbeiten haben im Sommer begonnen und werden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert.


"Das Deutsche Klimarechenzentrum hat weltweit unterschiedliche Szenarien des künftigen Klimas berechnet. Dieses globale Verständnis der Veränderungen im 21. Jahrhundert hilft jedoch den Menschen in den betroffenen Regionen Westafrikas wenig, sich auf die damit verbundenen Herausforderungen vorzubereiten", so Prof. Dr. Christoph Kleinn, Direktor des Tropenzentrums. So untersucht das Forscherteam die lokalen und regionalen Änderungen des Klimas in der Sub-Sahara-Region von Burkina Faso und analysiert deren Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum und die Konstitution der Haustiere. Einen besonderen Beitrag leistet dazu die Abteilung Bioklimatologie an der Universität Göttingen, die unter der Leitung von Prof. Dr. Gode Gravenhorst seit mehreren Jahren die Wechselwirkung zwischen Pflanzen und Klima in allen Klimazonen der Erde erforscht.


"Aus diesen Forschungsergebnissen wollen wir Möglichkeiten einer angepassten Pflanzenproduktion für Mensch und Tier ableiten und damit die Bevölkerung, speziell die Kleinbauern in Westafrika, bei ihren Anpassungsbestrebungen unterstützen", erläutert Prof. Kleinn. Der Göttinger Wissenschaftler leitet das Verbundprojekt, das auch die Armutsbekämpfung unterstützen soll. Kooperationspartner sind das Internationale Forschungszentrum für Agroforstwirtschaft (ICRAF) in Kenia und das Forschungsinstitut für Umwelt und Landwirtschaft (lNERA) in Burkina Faso.


Quelle: www.innovations-report.de



Warmes Mittelmeer lässt Sahel ergrünen

Feuchte mediterrane Luft facht den westafrikanischen Monsun an

Paradoxer Effekt: Die Erwärmung des Mittelmeers bringt zwar Hitze und Dürren in Südeuropa, doch die Sahelzone profitiert von diesem Klimawandel-Trend. Sie wird regenreicher und grüner. Der Grund dafür: Das warme Meer verändert die Luftströmungen und lenkt den Monsun in den Sahel. Ob die Sahelzone auch langfristig vom Klimawandel profitiert, hängt daher unerwartet eng vom Mittelmeer ab, so die Forscher im Fachmagazin "Nature Climate Change".

Die Sahelzone gilt seit Jahren als Musterbeispiel für eine akut von Desertifikation bedrohte Region. Denn fällt der von Juni bis September herrschende westafrikanische Monsun schwach aus, drohen Dürren und Hunger. Besonders drastisch zeigte sich dies in den 1970er und 80er Jahren, als nach einer bis dahin eher feuchten Periode gleich mehrere verheerende Dürren auftraten. Sie kosteten insgesamt mehr als 100.000 Menschen das Leben.

Doch in den letzten gut 20 Jahren haben die Niederschläge überraschenderweise wieder zugenommen. Ausgerechnet der Klimawandel und die steigenden CO2-Werte der Atmosphäre scheinen sich auf die Sahelzone positiv auszuwirken, wie erst kürzlich eine Studie nachgewiesen hat. Demnach führen vor allem die erhöhten Treibhausgas-Werte zu einer Veränderung der Luftströmungen – und das bringt den Monsun in die Sahelzone.

Was aber ganz konkret den Monsun in den Sahel lenkt, haben nun Jong-yeon Park, Jürgen Bader und Daniela Matei vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg genauer untersucht. Für ihre Studie nutzte sie ein Klima-Atmosphärenmodell, um verschiedene Veränderungen der Wassertemperaturen in tropischen und aussertropischen Meeren nachzubilden. In Simulationen testeten sie dann, wie sich dies auf Zirkulation, Monsun und Niederschläge über dem Sahelgebiet auswirkt. Das überraschende Ergebnis: Entscheidend ist nicht, dass sich die Ozeane erwärmen, sondern welche dies tun. "Es gibt sozusagen einen Kampf zwischen den verschiedenen Meeresregionen", erläutert Bader. "Steigen die Temperaturen der tropischen Meeresoberflächen, nimmt der Niederschlag in der Sahelzone ab.

Die Modellrechnungen zeigen, dass sich die Meeresoberflächen ausserhalb der Tropen in den letzten 20 Jahren besonders stark erwärmt haben. Das führte dazu, dass Luftströmungen in den Sommern mehr Feuchtigkeit aus den nichttropischen Regionen in die Sahelzone transportierten. Das relative Wärmeverhältnis zwischen tropischen und aussertropischen Meeren ist demnach entscheidend.

Interessant dabei: Nicht alle aussertropischen Meere sind für den Sahel gleich wichtig. Stattdessen spielt das Mittelmeer eine herausragende Rolle, wie die Simulationsszenarien ergaben. "Wenn man die Temperaturen der Meeresoberflächen im Mittelmeer konstant hält, erhöht sich der Niederschlag in der Sahelzone nicht", berichtet Bader. Erwärmt man dagegen das Mittelmeer, die Meere der Arktis, des Nordatlantiks und des Nordpazifik aber nicht, regnet es in der Sahelzone mehr.

Der Grund dafür: Wird das Mittelmeer wärmer, steigt in der Luft darüber die Feuchtigkeit. Diese feuchten Luftmassen strömen im Juni über Ägypten Richtung Sahelzone und regnen dort ab. Das wiederum wirkt wie eine Art Motor für den Monsun: Die zusätzliche Feuchtigkeit in der Sahelzone verstärkt die Konvektionsströmungen über der Sahelzone. "Es steigt mehr Luft auf, was wiederum den Zustrom feuchter Luft aus dem tropischen Atlantik intensiviert", erklärt Bader.

Auch in Zukunft dürfte das Mittelmeer demnach eine entscheidende Rolle dabei spielen, ob es im Sahel mehr oder weniger regnet. Welcher Trend sich dabei durchsetzt, hängt davon ab, ob sich das Mittelmeer weiterhin stärker erwärmt als die tropischen Ozeane und nicht etwa schwächer.


(Nature Climate Change, 2016; doi: 10.1038/nclimate3065)

(Max-Planck Gesellschaft, 04.07.2016 - NPO)



Quelle: http://www.scinexx.de/wissen-aktuell

Das Klima Westafrikas


Wenn man Westafrika in südliche Richtung durchquert, kann man verschiedene Klimagürtel mit ihrer ganz eigenen Pflanzen- und Tierwelt bewundern. Im Norden liegt die scheinbar endlose Sahara, an die sich eine Dornen- und dann eine Baumsavanne anschliessen. Der Süden Westafrikas ist das ganze Gegenteil des trocknen Nordens. Am Küstenstreifen spriesst das Grün denn er ist von tropischem Regenwald geprägt.

Solche idealen Bedingungen für das Leben herrschen in der heissesten und grössten Wüste der Erde nicht. In der Sahara, die fast so riesig wie Europa ist, kann die Temperatur an einem einzigen Tag um 50 Grad schwanken. Menschen, die der unwirtlichen Natur trotzen, besiedeln Oasen oder ziehen als Nomaden umher.


Wasser ist im nördlichen und mittleren Westafrika knapp und kostbar. Dort schmiegen sich die Siedlungen an Flüsse, den Lebensadern der Region. Die Ufer des mächtigsten Stroms Westafrikas, dem Niger, beheimaten 110 Millionen Menschen. Er entspringt in den regenreichen Tropen, schlängelt sich bogenförmig durch die trockene Sahelzone und mündet als Delta in den Golf von Guinea.


Mensch und Natur sind in Westafrika auf Regen angewiesen. In den Wintermonaten fällt an manchen Orten Westafrikas kein Tropfen Niederschlag. Die Trockenzeit ist in den verschiedenen Klimazonen der Region unterschiedlich lang: Bewohner der malischen Dornen-Strauchsavanne müssen acht Monate ohne Regen ausharren, während es in der Feuchtsavanne der Côte d'Ivoire vier Monate sind.


In der trockenen Zeit des Jahres weht ein besonderer Wind: Der mächtige Harmattan ist ein Passat, der aus dem Nordosten der Sahara über Westafrika bläst. In der Wüste nimmt er Unmengen Staub auf und überzieht alles mit einer feinen Sandschicht. Manchmal verdunkelt der Wüstenwind für Tage den Himmel und Fluggesellschafen müssen ihre Maschinen am Boden lassen.


Lebenswichtig ist sein meteorologischer Gegenspieler: Der westafrikanische Monsun ist ein Passatwind, der über dem Atlantik entsteht und gegen den schwächer werdenden Harmattan am Ende der Trockenzeit anstürmt. Über dem Meer saugt der Monsun Wasser auf, das er als lebensspendende Fracht über Westafrika verliert. Ohne diese Regengüsse wäre in vielen Gegenden kein Leben möglich.

Ist der Monsun schwach oder bleibt er aus, erleiden Millionen Menschen Ernteausfälle, beklagen verendetes Vieh und bleiben hungrig. Forscher vermuten, dass die schwankende Stärke des Monsuns davon abhängt, wie kalt bestimmte Meeresströmungen sind. Doch abschliessend erklärt sind die Zusammenhänge nicht, denn Passatwinde gehören zu den komplexesten Naturphänomenen überhaupt. Deswegen kann niemand mit Bestimmtheit vorhersagen, wie sich der Klimawandel auf den Monsun auswirken wird.

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Wolke bei Sonnenuntergang in der Côte d'Ivoire

Das Klima Westafrikas


Wenn man Westafrika in südliche Richtung durchquert, kann man verschiedene Klimagürtel mit ihrer ganz eigenen Pflanzen- und Tierwelt bewundern. Im Norden liegt die scheinbar endlose Sahara, an die sich eine Dornen- und dann eine Baumsavanne anschliessen. Der Süden Westafrikas ist das ganze Gegenteil des trocknen Nordens. Am Küstenstreifen spriesst das Grün denn er ist von tropischem Regenwald geprägt.

Solche idealen Bedingungen für das Leben herrschen in der heissesten und grössten Wüste der Erde nicht. In der Sahara, die fast so riesig wie Europa ist, kann die Temperatur an einem einzigen Tag um 50 Grad schwanken. Menschen, die der unwirtlichen Natur trotzen, besiedeln Oasen oder ziehen als Nomaden umher.


Wasser ist im nördlichen und mittleren Westafrika knapp und kostbar. Dort schmiegen sich die Siedlungen an Flüsse, den Lebensadern der Region. Die Ufer des mächtigsten Stroms Westafrikas, dem Niger, beheimaten 110 Millionen Menschen. Er entspringt in den regenreichen Tropen, schlängelt sich bogenförmig durch die trockene Sahelzone und mündet als Delta in den Golf von Guinea.


Mensch und Natur sind in Westafrika auf Regen angewiesen. In den Wintermonaten fällt an manchen Orten Westafrikas kein Tropfen Niederschlag. Die Trockenzeit ist in den verschiedenen Klimazonen der Region unterschiedlich lang: Bewohner der malischen Dornen-Strauchsavanne müssen acht Monate ohne Regen ausharren, während es in der Feuchtsavanne der Elfenbeinküste vier Monate sind.


In der trockenen Zeit des Jahres weht ein besonderer Wind: Der mächtige Harmattan ist ein Passat, der aus dem Nordosten der Sahara über Westafrika bläst. In der Wüste nimmt er Unmengen Staub auf und überzieht alles mit einer feinen Sandschicht. Manchmal verdunkelt der Wüstenwind für Tage den Himmel und Fluggesellschafen müssen ihre Maschinen am Boden lassen.


Lebenswichtig ist sein meteorologischer Gegenspieler: Der westafrikanische Monsun ist ein Passatwind, der über dem Atlantik entsteht und gegen den schwächer werdenden Harmattan am Ende der Trockenzeit anstürmt. Über dem Meer saugt der Monsun Wasser auf, das er als lebensspendende Fracht über Westafrika verliert. Ohne diese Regengüsse wäre in vielen Gegenden kein Leben möglich.

Ist der Monsun schwach oder bleibt er aus, erleiden Millionen Menschen Ernteausfälle, beklagen verendetes Vieh und bleiben hungrig. Forscher vermuten, dass die schwankende Stärke des Monsuns davon abhängt, wie kalt bestimmte Meeresströmungen sind. Doch abschliessend erklärt sind die Zusammenhänge nicht, denn Passatwinde gehören zu den komplexesten Naturphänomenen überhaupt. Deswegen kann niemand mit Bestimmtheit vorhersagen, wie sich der Klimawandel auf den Monsun auswirken wird.




Westafrika und die Sahel-Dürre


Seit den 1960er Jahren ist über den ganzen Kontinent ein deutlicher Erwärmungstrend festzustellen. Sehr unterschiedlich haben sich die Niederschläge entwickelt. In Westafrika sanken die Niederschläge um 20-40 %, insbesondere im Zusammenhang mit der Sahel-Dürre in den 1970er und 1980er Jahren, in tropischen Gebieten dagegen nur um ca. 3 %, und an der Küste von Guinea war gar eine Zunahme um 10 % festzustellen. In den übrigen Regionen konnte keine deutliche Entwicklung festgestellt werden.


Jüngere Untersuchungen zu den Ursachen der Sahel-Dürre haben zu einem Paradigmenwechsel über die treibenden Kräfte bei Veränderungen des afrikanischen Klimas geführt. Hatte man früher die Ursachen in regionalen Prozessen wie einer veränderten Landnutzung gesehen, so wird heute das afrikanische Klima in grossräumige und globale Zusammenhänge eingebettet. Entscheidend für längerfristige Trends scheinen die Wechselbeziehungen zwischen Ozean und Land zu sein. So wurden die Meeresober-flächentemperaturen der tropischen Ozeane als entscheidende Ursache für die Sahel-Dürre erkannt.

 

Der Temperaturgegensatz zwischen Land und Meer steuert die Monsunwinde, die für viele Regionen Afrikas die Niederschlagsbringer sind. Ist dieser Gegensatz relativ gering, ist auch der Luftdruckgegensatz gering und der Monsun nur schwach ausgeprägt. Es regnet dann weniger über dem Kontinent. Bei einem stärkeren Temperaturgegensatz dringt der wasser-dampfgesättigte Monsun weit ins Landesinnere vor und bringt grössere Regenmengen mit sich. Offensichtlich hat dabei auch die Aerosolbelastung der nördlichen Hemisphäre eine Rolle gespielt. Der Vegetationsbedeckung kommt ebenfalls eine gewisse Bedeutung zu, allerdings eher als Rückkopplungseffekt (Genaueres s. Sahel-Dürre und Desertifikation und Klimawandel).





Tiefseeströmungen beeinflussen Klima in Westafrika


Forscher aus Deutschland und den USA haben beobachtet wie tiefe Strömungen das Oberflächenwasser des tropischen Atlantiks beeinflussen und wie sich das Klima an Land dadurch ändert.  Die Oberflächentemperatur des Ozeans ist ein bedeutender Faktor für die Niederschlagsschwankungen in Westafrika und der Wissenschaft schon lange bekannt. 3000 Meter unten im Ozean entscheiden die Tiefseeströmungen wieviel es an Land regnet. Dies haben die Wissenschaftler im Wissenschaftsjournal "Nature" beschrieben.

 

Die Forscher konnten jetzt nachweisen, dass es an der Oberfläche des tropischen Atlantiks vor der westfrikanischen Küste, noch nicht bekannte Temperatur- und Strömungsschwankungen gibt. Diese wiederholen sich alle viereinhalb Jahre. Ähnliche Schwankungen entdeckten die Wissenschaftler in den sogenannten Deep Jets (Tiefenströmungen mit Geschwindigkeiten von zehn bis zwanzig Zentimetern pro Sekunde), welche sich dem Äquator entlang durch den gesamten Atlantik erstrecken.


Der deutsche Wissenschaftler Peter Brandt vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) ist Mitautor der neuen Studie.



Quelle: Spiegel.de

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Gewitterblitz während der Regenzeit

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Autowerkstatt während der Regenzeit

Westafrikanischer Monsun

Der westafrikanische Monsun (WAM) ist ein gekoppeltes Atmosphäre-Ozean-Land-System, das die sommerlichen Niederschläge und die Winter-Trockenheit über den Regionen West- und Zentralafrika steuert. Die Prozesse in diesem System zeichnen sich in interagierenden Raum- und Zeitskalen aus.

Das Wort Monsun leitet sich aus dem arabischen "mausim" ab und bedeutet ursprünglich "Jahreszeit". Arabische Kaufleute bezeichneten damit die Zeit des Jahres, während der sie auf ihren Daus über das arabische Meer nach Indien segelten. Die in der Einflusszone des Monsuns liegenden Regionen weisen im Jahresverlauf eine ausgeprägte Trocken- und Regenzeit auf.

Ausgezeichnet wird der westafrikanische Monsun dabei von einem scharfen, räumlich-zeitlich meridionalen Gradienten, d. h. an seiner nördlichen Grenze fallen im Juli/August zwischen 50 und 150 mm Niederschlag, während an seiner südlichen Grenze zwischen 1200 und 1600 mm Niederschlag fallen. Auch die zeitliche Ausdehnung variiert: Regenreich sind im Süden des Einflussgebietes die vier Monate von Juni bis September, im Norden ist es meist nur einer.

Der Regengürtel des westafrikanischen Monsuns dehnt sich zur Zeit seiner stärksten Aktivität von Kap Verde über das Tschadbecken bis zum Fusse des Hochlands von Abessinien aus und ist damit nach dem australisch-indischen Monsun das zweite grossße Monsunsystem der Erde. Er ist das primäre Wetterphänomen, das die afrikanischen Regionen der zentralen Sahara, des Sahel, des Sudan und der Luvseite der Oberguineaschwelle mit Niederschlägen in den Sommermonaten versorgt.

Die Niederschläge in Westafrika werden durch die Lage der Innertropischen Konvergenzzone (ITCZ) beeinflusst. Sie verschiebt sich halbjährlich und sorgt insbesondere in den Monaten Mai bis Juli für höhere Niederschlagsmengen in Westafrika. In den Wintermonaten liegt die ITCZ in Äquatornähe über dem Golf von Guinea, so dass auf dem Festland Trockenzeit herrscht.

Im Norden des Einflussgebietes des westafrikanischen Monsuns stellen mesoskalige, hochgradig organisierte Böenliniensysteme (Sturmfronten) die wichtigste Quelle für den dort fallenden Regenniederschlag. Als mesoskalige atmosphärische Phänomene über Westafrika werden dabei Wetterphänomene wie Sturmfronten und Gewitterzellen beschrieben, die eine horizontale Erstreckung zwischen 2 und 2.000 Kilometern erreichen können. In der Hauptaktivitätszone des Monsuns entstehen Gewittersysteme, sogenannte MSC (Mesoscale Convective Systems "mesoskalige Konvektionssysteme"). Diese stellen einen Zusammenschluss aus einzelnen Gewitterzellen dar. Sie können eine Fläche von mehr als 100.000 km² einnehmen und erreichen innerhalb der Cloud Cluster Wolkenhöhen von bis zu 18 km. In lokal begrenzten aktiven Kernbereichen fallen dabei bis zu 50 Liter Regen pro Quadratmeter in einer halben Stunde. In Richtung der feuchten Südküste Westafrikas tragen auch andere Typen organisierter und unorganisierter Feuchtkonvektion zum Jahresniederschlag bei.

Die Untersuchungen des Westafrikanischen Monsun Multidisziplinäre Analysen Projekts (AMMA) konnten nachweisen, dass der Zustrom von kaltem Wasser in den guineischen Golf eine entscheidende Rolle in diesem System spielt. Ähnlich dem der meteorologischen Bedingungen im Mittelmeer oder im Indischen Ozean gelten die Wassertemperaturen als die Schlüsselfaktoren in der Variabilität, Intensität und dem Rückzug der Monsunniederschläge im Herbst. Der jährliche Zyklus der Temperatur der Meeresoberfläche im Golf von Guinea ist asymmetrisch mit einer raschen Abkühlung im April auf die niedrigsten Wassertemperaturen im August und einer schrittweise Erhöhung der Wassertemperatur bis zum nächsten April. Die dabei entstehende oberflächennahen äquatoriale Kaltwasserzunge entsteht durch das Aufquellen von kaltem Wasser aus Tiefen von etwa 100 Metern und entstammt einem äquatorialen Unterstrom, der von Brasilien bis in den Ostatlantik reicht. Dabei strömen im Mittel 20 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde und kühlen die Oberflächentemperatur des Atlantiks auf 20 bis 25 °C.

Weitere ausschlaggebende Faktoren sind die Ausbildung stabiler Hochdrucksysteme über dem Meer und Niederdrucksysteme über dem Kontinent. Die Niederschläge über West- und Zentralafrika werden wesentlich durch das Heranführen von feuchten Luftmassen charakterisiert, die zu einer horizontalen Bewegung der Luft über der marinen Grenzschicht zu den verschiedenen Temperaturanomalien über West- und Zentralafrika führt. Durch die Entwicklung des hohen Luftdrucks auf Meereshöhe, der die Entwicklung des Bodenwindes begünstigt, zu den Tiefdruckanomalien in der sekundären innertropischen Konvergenz. Die Untersuchungen zeigten auch, dass die saisonalen Veränderungen der Sonneneinstrahlung zu einer Nettozunahme der Energiemenge in der Atmosphärensäule führt, die diese jahreszeitlichen Veränderungen steuern. Dieser Energieüberschuss führt zu einem horizontalen Energieexport, durch den die thermische Zirkulation der feuchten Luftmassen zu einer Sammlung und Konvektion der thermisch aufgeladenen Luftfeuchtigkeit im Bereich der Innertropischen Konvergenzzone (ITCZ) führt. Die dabei entstehende Differenz des atmosphärischen Druckes und der Temperatur zwischen den Hoch- und Niederdrucksystemen gilt als entscheidender Faktor für die Intensität und Ausdehnung des Monsuns. Diese Vorgänge modulieren letztendlich im Inland die Ergiebigkeit der Niederschläge des Monsuns.

Der westafrikanische Monsun ist im Vergleich zu seinen asiatischen Pendants variabler, sowohl in seiner Entstehung wie auch in der Intensität. So konnte zum Beispiel für den indischen Subkontinent kein mehrjähriges Ausbleiben des Monsuns beobachtet werden, während der westafrikanische Monsun in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts über mehrere Jahre extrem schwach ausfiel und zu den grossen Hungerkatastrophen im Sahel während der 1970er und 1980er Jahren führte. Diese Entwicklung zu immer trockeneren Klimakonditionen über West- und Zentralafrika führten zur Einrichtung des AMMA-Programms (African Monsoon Multidisciplinary Analysis „Multidisziplinäre Analyse des westafrikanischen Monsuns“), um die Veränderungen besser zu verstehen und die theoretischen Grundlagen zum Verständnis sowie die Möglichkeiten zur Vorhersage der Intensität und Ausdehnung des Monsunsystems zu verbessern. Diese Arbeiten haben eine besondere Bedeutung für die grösstenteils vom Regenfeldbau abhängigen Bauern der afrikanischen Landwirtschaft. Hier ist der richtige Zeitpunkt der Aussaat ein wichtiger Faktor, der über eine ertragreiche Ernte entscheidet. Der zeitlichen Vorhersage des Monsunregens kommt somit eine besondere Bedeutung für die Ernährungssicherheit der afrikanischen Bevölkerung zu. Eine Studie machte 2017 zudem den (neg.) Einfluss der grönländischen Eisschmelze auf den westafrikanischen Monsun und davon abhängig auf die Sahelzone deutlich.

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Strassenszene während der Regenzeit

Klimaveränderung in Westafrika am Beispiel Senegal  15.11.2022


Das Venedig Afrikas kämpft gegen Überflutungen

Über verheerende Sturmfluten, die im Zuge der Klimakrise stärker und häufiger werden, kann der Fischer Bamba Diop aus eigenem Erleben berichten. Da wo Diop sitzt, stand das Wasser des Atlantiks in den vergangenen Jahren nämlich immer wieder meterhoch.

Viele hätten ihr ganzes Hab und Gut verloren, erzählt der 31-jährige Diop. Bei den jüngsten Fluten 2018, 2019 und 2020 etwa wurden Dutzende Häuser ins Meer gerissen, Hunderte wurden obdachlos. Im vergangenen Jahr wurde auf der sandigen Halbinsel Langue de Barbarie, auf der St. Louis Fischerviertel liegt, ein mehrere Kilometer langer Damm gegen Sturmfluten errichtet. Diop, ein junger Mann in Shorts und T-Shirt, klopft auf die schwarzen Steinbrocken des Damms, auf denen er sitzt. Er habe keine Angst, der Damm biete Schutz, betont er. Doch hinter ihm stehen mahnend vom Wasser zerstörte Häuser - die Ruinen markieren kilometerlang den Rand des Wohnviertels.

Nach EU-Angaben ist die gesamte senegalesische Küste von Erosion und infolge des Klimawandels auch von einem steigenden Meeresspiegel betroffen: Die Küstenlinie verlagert sich an manchen Abschnitten pro Jahr um bis zu zwei Meter landeinwärts. Aber mehr als die Hälfte der Bevölkerung des westafrikanischen Landes mit 18 Millionen Einwohnern lebt laut der Weltbank an der rund 700 Kilometer langen Küste. Dort konzentrieren sich rund 70 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung.

Zwischen Fluss und Meer weht in St. Louis immer eine Brise, die Luft riecht nach Salz und Fisch. Für den Fischer Diop kommt Weggehen trotz des steigenden Meeresspiegels nicht in Frage. Er lebe mit dem Meer und vom Meer, so wie sehr viele der rund 200'000 Menschen in St. Louis. Er zeigt seine Handinnenflächen, sie sind schwielig vom salzigen Wasser, dem Holz der Fischerboote und den Nylonnetzen.

Das Dilemma der Küstenbewohner in St. Louis illustriert das, was einer der Streitpunkte bei der Weltklimakonferenz in Ägypten ist: Es geht um "Verluste und Schäden", oder im englischen Jargon der Vereinten Nationen um "loss and damage" infolge des Klimawandels. Arme Staaten, die selbst wenig Treibhausgase ausstossen und meist nur begrenzten finanziellen Spielraum haben, sich selbst zu schützen, fordern in Scharm el Scheich daher vehement Schadenersatz der Industrieländer für unabwendbare Schäden im Zuge der Klimakrise.

Die Welterbe-Stadt St. Louis liegt im Nordsenegal, 270 Kilometer von der Hauptstadt Dakar entfernt, an der Grenze zu Mauretanien. Ein Teil der Stadt befindet sich auf einer Insel, ihr vorgelagert ist die Halbinsel Langue de Barbarie. Stadtseitig wird sie vom Fluss Senegal umspült, die andere Seite öffnet sich zum Atlantik. Die Stadt wird manchmal auch als das "Venedig Afrikas" bezeichnet.

Ganz anders fühlt es sich in der Zeltstadt im Dorf Diougop unweit von St. Louis an: Hier ist es heiss und sandig, Ziegen laufen umher, hier leben die Leidtragenden der stärker werdenden Fluten. Etwa 1500 Menschen, die durch Hochwasser obdachlos wurden, sind seit 2019 hier nach und nach untergekommen, sagt der Bauingenieur Insa Fall von der Stadtentwicklungsbehörde. Er hat die 360 Zelte mitaufgebaut, jedes 18 Quadratmeter gross für fünf Personen. Langfristig sollen für alle neue Häuser gebaut werden. Die Umsiedlung ist Teil eines Programms der Weltbank und der senegalesischen Regierung, das St. Louis besser für die Folgen des Klimawandels rüsten soll.

Doch viele Bewohner können in der Zeltstadt keine Lebensgrundlage aufbauen. "Es war einfach zu heiss und zu weit weg zum Fischverkaufen. Die Regierung kümmert sich zu wenig um uns", sagt Marième Dieye am Strand von St. Louis, umringt von Cousinen und Kindern. Deswegen seien sie aus der Zeltstadt zurückgekehrt. Von ehemals zwölf Zimmern hat das Meer ihnen nur fünf gelassen, die sie jetzt wieder bewohnen.

Die Bedrohung von St. Louis ist eine schleichende Katastrophe mit langer Ansage: Bereits seit Anfang der 2000er Jahre hatte die UN gewarnt. "2009 gab es eine grosse internationale Umweltkonferenz in St. Louis, aber es wurde nur langsam reagiert", sagt Latyr Fall, ein Stellvertreter des Bürgermeisters. Der Steindamm am Strand soll demnach durch einen dauerhafteren, stabileren Damm ergänzt werden. Die Stadt suche dafür nach einer Finanzierung, klagt er.

Und es ist nicht nur der Atlantik, der St. Louis bedroht: Ein 2003 buchstäblich über Nacht angelegter Abflusskanal für den Senegal-Fluss hat sich Studien zufolge stark vergrössert und stört das empfindliche Umweltgleichgewicht von Salz- und Süsswasser. Nach Angaben von Bürgermeister Fall war der Kanal eine Notfallaktion wegen eines drohenden Fluss-Hochwassers. "Fest steht: So ein Kanal hätte niemals ohne Vorstudien gegraben werden dürfen", urteilt Moumar Gueye, ein Wasserbauingenieur aus St. Louis.

Der zusätzliche Abflusskanal für den Fluss habe sein Dorf Doun Baba Gueye verschwinden lassen, schildert Ahmeth Sène Diagne. Vom Boot aus deutet der Dorfchef auf Äste, die einige Meter von einer kleinen Sandinsel entfernt aus dem Wasser des Flusses ragen: Bis dorthin habe sich das Dorf erstreckt. "Mein Herz zieht sich jedes Mal wieder zusammen." Natürlich sei er wütend, dass die Industrieländer einen Grossteil zur Klimaerwärmung beigetragen hätten, sagt er. Aber seinen Teil zur Lösung will Diagne beitragen. Unermüdlich pflanzt der 61-jährige Gewächse wie Mangroven, die mit ihren Wurzeln Sanderosion verhindern. Diagne will so Land vom Senegal-Fluss zurückzugewinnen.


Quelle: www.blick.ch