Westafrikanischer Reis und Reisanbau
Reis stammt ursprünglich aus den tropischen und subtropischen gebieten Asiens, wo er bevorzugt in Feuchtgebieten wächst und kultiviert wird. In den Hauptanbaugebieten Asiens wird der Reisanbau bis etwa 6.000 v.Chr. zurückdatiert. In Westafrika wird der Reis schon seit 3.500 v.Chr. Reis als Nahrungsmittel angebaut.
Mit bis zu 120 kg Reis pro Kopf und Jahr ist der Verbrauch in Asien der höchste der Welt. In China werden etwa 91 kg Reis pro Kopf und Jahr verzehrt, in Westafrika sind es etwa 40 kg pro Kopf und Jahr. Etwa 240 Millionen Menschen in Westafrika decken den Grossteil der benötigten Kalorien- und Proteinzufuhr durch Reis, der aber überwiegend aus Asien importiert wird.
Man unterscheidet zwischen zwei Wildformen von Reis: Einjähriger Reis (Oryza Rufipogon) und mehrjährige Reis ( Oryza Nivara). In Westafrika wird vorwiegend (Oryza Glaberrima) angebaut. Dieser Reis ist gut an afrikanische Umweltbedingungen angepasst. Er zeichnet sich durch besonders üppiges Pflanzenwachstum aus, welches Unkraut hemmt. Er ist auch sehr widerstandsfähig gegenüber Trockenheit und in Afrika heimischen Schädlingen und Pflanzenkrankheiten. Westafrikanischer Reis erbringt allerdings relativ geringe Erträge, da er abknickt, wenn die Rispen zu schwer werden. Die Körner können auch zerschellen, was den Ertrag weiter reduziert.
Die sehr alte einheimische Reissorte (Oryza Glaberrima) ist in Westafrika in der Vergangenheit am häufigsten angebaut worden. Immer öfter wird dieser Reis von der asiatischen Verwandten (Oryza Sativa) verdrängt. Asiatischer Reis liefert höhere Erträge, ist einfacher zu ernten und ist auch weniger bruchempfindlich. Er reift aber später heran und ist weniger widerstandsfähig gegenüber Trockenheit und Schädlingen als die einheimische westafrikanische Sorte.
Die neue Hybrid-Sorte "Nerica" (New Rice for Africa, "Neuer Reis für Afrika") verbindet die Vorteile beider Sorten. Mit frühen Ernten und höheren Erträgen soll diese Sorte den Hunger in Afrika vermindern. Der kontinuierliche Anstieg der afrikanischen Reisproduktion in den letzten sechs Jahren wird zu einem wesentlichen Teil auf die Verbreitung von "Nerica" zurückgeführt.
In Westafrika wird immer mehr billiger Reis aus Thailand verkauft. Verantwortlich dafür sind die verschiedenensten Abkommen der Welthandelsorganisation WTO. Durch den Abbau von Zöllen können sich die westafrikanischen Länder nicht mehr gegen die Billigprodukte aus dem Ausland schützen. So musste auch Ghana auf grossen Druck der EU hin, ein weiteres Wirtschaftsabkommen unterzeichnen, das diesen freien Handel ohne Zollschranken weiter begünstigt.