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Geschichte    Königreich Dahomey






Das Königreich Dahomey (Benin)


Das westafrikanische Königreich Dahomey oder auch Dahomé bestand für etwa 260 Jahre an der westafrikanischen Küste des heutigen Staates Benin.


Das Königreich Dahomey erreichte um 1850 bis zur Kolonialisierung durch die Franzosen 1892 seine grösste räumliche Ausdehnung Das Königreich Dahomey grenzte bei seiner grössten Ausdehnung im Osten an das Land der Yoruba und reichte im Westen bis zum Volta. Somit umfasste es ein Gebiet, das sich auf einer Länge von knapp 300 km vom heutigen West-Nigeria bis ins heutige Ghana erstreckte. Im Norden reichte es von der Küste aus etwa 150 km nach Norden, in etwa bis zur Nordgrenze des heutigen beninischen Départements Collines. Hauptstadt und Zentrum des Königreiches war die heute im Benin gelegene Stadt Abomey.


Die Ursprünge Dahomeys sind bis zu einer Gruppe von Adja aus dem Küstenkönigreich von Allada zurück verfolgbar, die ins Landesinnere zogen und sich zwischen den dort ansässigen Fon niederliessen. Ab etwa 1650 dominierten die Zuwanderer die Stämme der Fon und der Wegbaja und erhoben einen aus ihren Reihen zum König. Ihre Hauptstadt Abomey wurde unter Houegbadja und seinen Nachfolgern zum Mittelpunkt eines zentralistischen Staates mit einem tief verwurzelten Königs-Kult mit sakralem Charakter. Dabei gab es auch Menschenopfer für die Vorfahren des Königshauses. Alles Land gehörte direkt dem jeweiligen König, der Steuern auf alle Feldfrüchte erhob.


Ökonomisch profitierten die Könige von Dahomey aber am meisten vom Sklavenhandel an den Küsten. Als die Könige dann eine Strategie der Expansion verfolgten, benutzten sie bereits Gewehre und andere Feuerwaffen, die sie durch den Sklavenhandel für Amerika mit den Europäern erworben hatten. Unter König Agadja (er regierte von 1708 bis 1732) eroberten sie Allada, aus dem die herrschenden Familien abstammten und erhielten somit direkten Zugriff zur Küste und zu den Anlegeplätzen europäischer Sklavenhändler.


Das Nachbarreich der Oyo, Dahomeys Hauptkonkurrent im Sklavenhandel, konnte allerdings nicht erobert werden. Vielmehr gelang es Oyo um 1730, Dahomey tributpflichtig zu machen. Trotz der Tributpflicht behielt Dahomey seine Unabhängigkeit und expandierte weiterhin durch den Handel mit Sklaven und später auch von Palmöl aus Plantagen. Weiterhin behielt der König das Monopol auf alles Land und jeglichen Handel.


Ausgehend vom Zentrum Abomey im Landesinneren wurde das Herrschaftsgebiet durch Eroberungen vor allem Ende des 17. Jahrhunderts immer weiter vergrössert, so dass schliesslich etwa eine Fläche von der Grösse des heutigen Deutschlands kontrolliert wurde. Die Hafenstadt Whydah, die Dahomey Zugang zum Welthandel verschaffte, wurde 1730 eingenommen und bald zum wichtigsten Umschlagplatz für Sklaven und später auch für Palmölerzeugnisse in der Bucht von Benin.


Aus den Erfahrungen aus den Kämpfen mit dem Oyo-Reich im 17. Jahrhundert hatte es sich als nützlich erwiesen, ein stehendes Heer zu unterhalten. In Friedenszeiten zählten zur Armee ca 12.000 Soldaten. Hier waren die Funktionen nach Geschlechtern getrennt: Die Männerarmee hatte etwa 7.000 Krieger und die Amazonen-Armee ca. 5.000 Frauen. Beide wurden voneinander unbhängig geführt und waren z.T. in innenpolitischen Fragen auch Gegner.


Die Amazonen-Armee Dahomeys war wegen ihrer ausserordentlichen Tapferkeit und Grausamkeit gefürchtet. Sie bildete die Eliteeinheit und stellte ausserdem die persönliche Garde des Königs. Die weiblichen Einheiten wurden auch von weiblichen Offizieren geführt, die ihren männlichen Kollegen entsprechend ihrem Rang gleichgestellt waren. Für die einzelnen "Regimenter" der Amazonen gab es unterschiedliche Uniformen und bestimmte Auszeichnungen, von denen der Sonnenschirm die bedeutendste war. Die Anfänge der Amazonen gehen nach mündlicher Überlieferung bis ins 17. Jahrhundert zurück. Die ersten gesicherten schriftlichen Äusserungen über weibliche Soldaten sind für die Einnahme Whydahs 1730 bezeugt. Reguläre Einheiten als Teil der Armee wurden erstmals in der 1830er Jahren unter König Gezo aufgestellt.


Als das Oyo-Reich um 1830 zusammenbrach wurde Dahomey unter der Führung König Gezos zur militärischen Hegemonialmacht. Die politische und wirtschaftliche Macht Dahomeys hatte 1850 seinen Höhepunkt erreicht. Dahomey hatte zu der Zeit ca. 200.000 Einwohner, davon nur ca. 12.000 freie Bürger. Alle anderen waren Sklaven.


Viele Gebiete vor allem im Süden zur Küste hin und nach Westen bis zum Königreich Ghana wurden erobert und eröffneten Dahomey die Möglichkeit, am Welthandel teilzunehmen. Die kriegerischen Auseinandersetzungen mit Abeokuta im Osten blieben für Dahomey aber erfolglos. So erlitten sie sowohl 1851 als auch 1864 schwere und verlustreiche Niederlagen, bei denen von weißen Beobachtern die Tapferkeit und der Mut bis zur bedingungslosen Aufopferung der Amazonen besonders hervorgehoben wurde.


Obwohl der Sklavenhandel in Europa Anfang des 19. Jahrhunderts verboten wurde, dauerte es noch bis Mitte der 1860er Jahre, bis er auch in Dahomey an Bedeutung verlor. Von Whydah aus verliess 1865 das letzte Sklavenhandelsschiff Afrika. Parallel dazu entwickelte sich seit den 1830er Jahren die Palmölproduktion mit einer neuen Infrastruktur.


Trotz des Verbots des Sklavenhandels 1801 in England wurden die Exporte ungemindert weiter betrieben. Brasilien, das die Sklaverei erst 1888 verbot, verdrängte die europäischen Länder vom dahomeyschen Markt. Obwohl der Anteil des transatlantischen Sklavenhandels auf das gesamte Wirtschaftseinkommen Dahomeys gerechnet nur einen kleineren Teil ausmachte, zeigte sich die Weigerung König Ghezos und der Elite, den Handel aufzugeben, dass dieser für die innenpolitischen Verhältnisse eine grosse Bedeutung hatte. Das in der familiären und gemeinschaftlichen Produktion betriebene System der Haussklaven blieb bestehen.


Erst als die Engländer in den 1840er Jahren ihre Bemühungen verstärkten, den Handel an der "Sklavenküste" zu unterbinden, und auch in Brasilien 1850 ein verschärftes Anti-Sklaverei-Gesetz erlassen wurde, nahmen die Überseeexporte mit Sklaven aus Dahomey ab. Gleichzeitig verschoben sich etwa seit den 1830er Jahren die Handelsinteressen Europas und der privaten Händler auf Öle und Fette, die wegen der beginnenden industriellen Revolution dringend gebraucht wurden. Die Palmölproduktion erwies sich hier als lohnendes Investitionsfeld, sowohl auf europäischer wie auch auf afrikanischer Seite.


1863 wurde das Königreich Dahomey zum französischen Protektorat. Nach Ghezos Tod 1858 war dessen Sohn Glele auf den Thron gefolgt, trotzdem blieb die Schlagkraft der Armee ungebrochen.


1890 fielen französische Truppen in Dahomey ein, nachdem es 1884/85 auf der Berliner Konferenz zum Interessengebiet Frankreichs erklärt wurde. Der anschliessende Kolonialkrieg hatte 1892 die Ausrufung der Französischen Kolonie Dahomey und 1894 den französischen Sieg zur Folge.


Auch die Kolonialherrscher zeichneten sich zunächst nur für den Exporthandel verantwortlich. Der Binnenhandel auf den lokalen Märkten blieb davon weitgehend unberührt. Sklavenjagd und Sklavenhandel wurden verboten. Durch diese Behinderung des Plantagenwirtschaftsystems wurde eine erneute Umstrukturierung erzwungen, die Dahomey wirtschaftlich sehr weit zurückwarf.


1960 gründete sich unter Bezugnahme auf das alte Königreich der moderne Staat Dahomey, dessen Staatsgebiet sich in Teilen mit dem Gebiet des alten Königreiches deckte, in den nördlichen Teilen aber weit darüber hinausreichte. 1975 benannte sich dieser Staat in Benin um.



Foto von Dahomey Amazonen um 1900


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Postkarte von Dahomey Amazonen um 1900

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Zeichnung von Dahomey Amazonen


Zeichnung von Dahomey Amazonen

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Zeichnung einer Dahomey Amazone

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Karte von Dahomey um das Jahr 1900


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Lupita Nyong’o begibt sich auf die Spuren von Afrikas Kriegerinnen

Kurier.at 28.10.2022